Streitpunkt Energieumlage: Zahlen kleine Unternehmen drauf?

Die Energiewende ist beschlossene Sache nur wie sie vollzogen werden soll, weiß keiner so genau. Städte und Gemeinden suchen händeringend nach Standorten für Windräder oder Solaranlagen und kleine Firmen versuchen ihre Restwärme in Energie umzuwandeln, doch ihre Bemühungen werden zum Teil finanziell nicht honoriert, weil die Energieumlage die Vorteile auffrisst. Die Umlage soll einen Teil der Kosten für die Energiewende abfangen und neben den privaten Haushalten muss auch die Wirtschaft diese Gebühr entrichten. Doch einige große Konzerne sind von der Energieumlage befreit, während andere sie bezahlen müssen und so ist es nur verständlich, dass vor allem kleine und mittelständische Unternehmen sich gegen die Mehrkosten wehren wollen.

Paradoxe Bedingungen

Damit energieintensive Unternehmen nicht völlig von den Stromkosten überrollt werden, wurden Ausnahmeregelungen geschaffen, doch genau hier entsteht ein zusätzliches Problem, das nicht nur die Textilindustrie mit Sorge beobachtet. Mehr als 500 Unternehmen sind bereits in diesem Jahr von der Umlage befreit und für das nächste Jahr liegen bereits mehr als 2000 Anträge vor. Private Haushalte und kleinere Firmen müssen das Loch in der Kasse dann stopfen und schon jetzt geraten einige Firmen an ihre Grenzen. „Wenn ich die Maschinen nicht über die Weihnachtsfeiertage leer weiterlaufen lasse, verbrauche ich nicht genug Strom um von der Umlage befreit werden zu können.“ Solche Aussagen verursachen Zähneknirschen bei allen, die Stromsparmaßnahmen fordern und doch lassen sich in einigen Fällen nur durch einen Mehrverbauch die Kosten senken.

Die Deutschen zahlen die zweithöchsten Strompreise in Europa

Natürlich wollen alle die erneuerbare Energien und weg von den Atomkraftwerken, doch wenn das nur mit ständigen Erhöhungen der Energiepreise zu machen ist, können viele gewerbliche und private Verbraucher in Deutschland nicht mehr mithalten. EU-Energie-Kommissar Oettinger warnt bereits davor, dass die Kosten bald aus dem Ruder laufen könnten und das schädige die Wirtschaft in Deutschland nachhaltig. Sonderverträge, die einen bestimmten Energieverbrauch forcieren, damit eine Befreiung von der Umlage möglich wird, sind genauso kontraproduktiv wie eine Befreiung ohne Grenzen. Nimmt man die Summen, die allein durch die von der Befreiung ausgeschlossene Textilindustrie im Jahr zusammenkommen, stehen 70 Millionen Euro an und nicht alle Unternehmen werden ihren Anteil aus der Portokasse begleichen können. Auf dieser Seite gibt es zwar gute Angebote zum Thema Tagesgeld, mit denen sich nicht nur Privatvermögen vermehren lassen, doch ohne ausreichend Kapital fällt die Rendite bei allen Anlagen eher mager aus. Die von der Umlage generierten Mehrkosten in der Produktion werden auf die Kunden abgewälzt und dann steigen nicht nur die Energiekosten, sondern die Rechnungen in allen Lebensbereichen. Eine baldige Energiewende könnte so schier unbezahlbar werden für alle, die keine größeren Rücklagen bilden können und viele kleine Unternehmen dürften dann in den kommenden Jahren stärker um ihre Existenz bangen.

Die Energieumlage soll gedeckelt werden

Eine Deckelung der Umlage fordern einige Vertreter aus der Wirtschaft nicht zum ersten Mal, doch garantiert werden bald wieder vermehrt Stimmen laut, wenn Mitte Oktober festgelegt wird, wie hoch die Umlage im kommenden Jahr ausfallen wird. Dass energieintensive Unternehmen nicht die volle Umlage entrichten können, leuchtet durchaus ein, doch jeder Euro, der ihnen erlassen wird, muss von kleinen Firmen und den privaten Verbrauchern aufgebracht werden und das empfinden nicht nur die kleinen Unternehmen als ungerecht. Eine Deckelung könnte also durchaus Sinn machen, denn so zahlen alle für die Energiewende, aber kein Unternehmen muss mit einer Überbelastung leben. Gleichzeitig müssten auch Energiefresser wie die Stahlindustrie nach neuen Wegen zur Energienutzung suchen und das wäre nicht nur für die Umwelt vorteilhaft. Bisher sehen die Konzerne keine große Notwendigkeit ihre Energiekosten effizient zu senken, da sie von der Umlage komplett befreit sind und diese Ungerechtigkeit wird sicherlich noch zu etlichen Klagen führen. Die Energiewende ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht allein die Verbraucher zur Kasse bitten darf und das sieht auch ein Gutachten der Universität Regensburg so.